Zukunft des Homeoffice: die neue Normalität mit Laptop statt Schreibtisch
Allzu viel Positives lässt sich der COVID-19-Pandemie kaum abgewinnen. Eines ist ihr aber immerhin gelungen: Mit der extrem schnellen Verbreitung von Homeoffice-Regelungen in deutschen Unternehmen hat sie die längst fällige Transformation der Arbeitswelt angeschoben. Seit etwas mehr als einem Jahr ist der Pandemie-Status offiziell ausgelaufen und so mancher Arbeitgeber versucht, wieder zu den früheren Arbeitsmodellen zurückzukehren. Zeit für eine Bestandsaufnahme – und einen Ausblick auf die Zukunft des Homeoffice.
Gekommen, um zu bleiben: Zukunft des Homeoffice
Während der Pandemie drehte sich bei den Homeoffice-Lösungen alles um Abstandsregelungen, die Reduzierung von Kontakten – und damit auch der Ansteckungsgefahr. Längst haben die Forscher den Pandemie-Status aufgehoben und viele Arbeitgeber sind nun in der Findungsphase. Wie soll unsere künftige Arbeitswelt aussehen? Sollen die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit weiterhin im Homeoffice verbringen? Ist die Rückkehr zur Präsenzpflicht in den Büros des Unternehmens besser? Oder liegt die beste, gangbare Lösung für Arbeitgeber ebenso wie Arbeitnehmer nicht irgendwo dazwischen?
Während der Pandemie hat sich gezeigt: Die früheren Befürchtungen der Arbeitgeber haben sich nicht bewahrheitet. Sobald sich die Heimarbeit erfolgreich etabliert hatte, ging die Produktivitätskurve steil nach oben. Bereits zahlreiche repräsentative Studien haben gezeigt: Die Produktivität konnte durch die Telearbeit nicht nur gehalten, sondern teilweise sogar gesteigert werden. Deshalb verzichteten im vergangenen Jahr viele Arbeitgeber darauf, zur Präsenzpflicht zurückzukehren. Stattdessen arbeiten sie an neuen Arbeitsmodellen, die mehr Flexibilität und selbstbestimmtes Arbeiten ermöglichen.
Die ifo Konjunkturumfrage im Februar 2024 zeigt: Das Homeoffice hat sich in Deutschland etabliert. 24,1 Prozent der Befragten gaben an, im Februar zumindest teilweise im Homeoffice gearbeitet zu haben. Dem ifo Institut zufolge ist dieser Trend seit rund zwei Jahren stabil. Allen Diskussionen um die Rückkehr zur Präsenzarbeit zum Trotz bleiben die deutschen Arbeitgeber der heimischen Arbeitsumgebung offensichtlich treu.
Vorteile des Homeoffice
Sowohl für die Arbeitgeber als auch für die Mitarbeiter gibt es gute Gründe, das heimische Büro als Arbeitsort zumindest teilweise beizubehalten:
- Flexibilität: Die Arbeitnehmer erhalten die Chance, ihren Arbeitstag flexibler zu gestalten. Morgens schon früh ins Büro? Abends noch eben E-Mails checken? Sie können flexibel entscheiden, wie sie ihren Arbeitstag strukturieren und ihre produktiven Phasen am besten ausnutzen.
- Kostensenkung: Etabliert sich das Homeoffice in Zukunft auch weiterhin, sparen die Arbeitgeber Betriebskosten. Sie benötigen weniger Büroflächen, Büroeinrichtung und Strom.
- Fachkräftegewinnung: Vielen Arbeitgebern fällt es schwer, offene Positionen zu besetzen. Das Angebot von Homeoffice macht sie für junge Fachkräfte interessant, denen eine positive Work-Life-Balance und flexibles Arbeiten wichtig sind.
- Selbstbestimmung: Die räumliche Distanz macht bisher übliche Kontrollen durch die Führungskraft schwierig. Viele Mitarbeiter im Homeoffice schätzen die gesteigerte Selbstbestimmung bei der Telearbeit.
- Umweltfreundlichkeit: Mitarbeiter, die täglich mit dem Auto zur Arbeit pendeln, sparen durch Homeoffice-Regelungen die Anfahrt. Das erspart ihnen nicht nur mehrere Stunden Fahrtzeit pro Woche, sondern auch Kosten für Auto und Benzin. Und ganz nebenbei verbessert sich der CO₂-Fußabdruck durch geringere Emissionen.
- Vielfalt: Homeoffice-Regelungen ermöglichen, mehr Diversität im Unternehmen zu realisieren. So können etwa Menschen mit körperlichen oder mentalen Einschränkungen leichter am Arbeitsleben teilhaben. Und auch neue Kollegen aus dem Ausland integrierst du trotz der räumlichen Distanz ganz einfach.
Von diesen Vorteilen profitieren sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer – auf den ersten Blick könnte das Homeoffice in Zukunft eine Win-Win-Situation für beide Seiten sein.
Nicht alles ist Gold, was glänzt: Nachteile des Homeoffice
Es lässt sich allerdings nicht von der Hand weisen, dass Homeoffice-Regelungen auch Nachteile haben können. Arbeitgeber führen vor allem diese Argumente ins Feld:
- Ablenkungen oder Störungen durch das Privatleben, dadurch Beeinträchtigung der Produktivität
- Befürchtung, dass bisherige Low Performer durch die mangelnden Kontrollmöglichkeiten ihre Leistung zusätzlich senken
- erschwerte Führungsarbeit auf Distanz
- sinkender Team-Zusammenhalt durch gestörte soziale Interaktion
- schlechte Selbstdisziplin seitens einiger Arbeitnehmer
- Gefahr des Arbeitszeitbetrugs
Manche Arbeitnehmer hingegen fürchten die Einsamkeit. Insbesondere alleine lebende Menschen mit wenig ausgeprägtem Privatleben erleben häufig ein Gefühl der Entfremdung. Auch die vermeintlich bessere Work-Life-Balance kann sich ins Gegenteil verkehren, wenn die Trennung zwischen Beruf und Privatleben zunehmend verschwimmt. Es fällt immer schwerer, richtig abzuschalten und sogar gesundheitliche Auswirkungen sind möglich. Auch Hindernisse in der Kommunikation mit dem Remote-Team sowie technische Probleme, etwa mit einer unzuverlässigen oder langsamen Internetverbindung, sind an der Tagesordnung.
Zukunft des Homeoffice: Gibt es die richtige Lösung?
Du siehst schon: Die eine, richtige Lösung, die für jedes Unternehmen und jeden Mitarbeiter passt, gibt es nicht. Für die einen überwiegen die Vorteile und sie würden am liebsten 100 Prozent Homeoffice einführen. Die anderen hingegen werden mit der Arbeit von zu Hause aus nicht warm und möchten am liebsten ihren festen Arbeitsplatz im Büro zurück.
Am besten dürften Arbeitgeber fahren, die die Zukunft des Homeoffice offenlassen und die Wahl in die Hände der Mitarbeiter legen, wann immer es möglich ist. Ein guter Kompromiss können sogenannte hybride Arbeitsmodelle sein. Sie mischen Homeoffice-Tage mit Präsenzarbeit. Denkbar sind verschiedene Modelle, zum Beispiel:
- Zwei Mitarbeiter teilen sich einen Arbeitsplatz und sind jede Woche jeweils zwei bis drei Tage im Homeoffice und im Büro.
- Die Kollegen erhalten einen festen Rahmen, innerhalb dessen sie frei über ihre Homeoffice-Tage bestimmen können (z. B. bis zu fünf Tage pro Monat).
- Es werden für jeden Mitarbeiter feste Homeoffice-Tage fixiert (z. B. immer montags und dienstags).
- Die Mitarbeiter sind dauerhaft im Homeoffice, können sich aber über einen Kalender wechselnde Schreibtische im Büro buchen, um zwischendurch im Büro arbeiten zu können (Desksharing).
Diese flexiblen Lösungen stellen die Weichen für das Homeoffice der Zukunft: So kann sich jeder Arbeitnehmer seine Arbeit so einteilen, wie es zu ihm, seinem Privatleben und seiner Arbeitseinstellung passt.
Fazit zur Zukunft des Homeoffice
Kein Unternehmen kann es sich heute noch leisten, das Thema Homeoffice komplett zu ignorieren und nach der Pandemie einfach wieder zur Tagesordnung zurückzukehren. Zum einen erwarten Bewerber heute von modernen Arbeitgebern flexible Arbeitszeiten. Werden ihnen diese Wünsche nicht erfüllt, wandern sie zur Konkurrenz ab und die Bewerbungen bleiben aus. Ein Unding in Zeiten des Fachkräftemangels. Zum anderen ist eine Flexibilisierung der Arbeitsmodelle unabdingbare Voraussetzung für den Wandel der Arbeitswelt, die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen und die Globalisierung. Hybride Arbeitsmodelle sind eine gute Lösung, um den Bedürfnissen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer gerecht zu werden.
Quelle:
https://www.ifo.de/fakten/2024-03-04/homeoffice-deutschland-fest-verankert